Interview mit Nina Groth
Die Kunst der Freiheit: Groth möchte mit ihrer Malerei ein Gefühl von Weltoffenheit und Ungebundenheit vermitteln, indem sie den Betrachter auf eine emotionale Reise mitnimmt.

Verfasst von

Redaktion

Wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Das war der Moment, als ich vor vielen Jahren eine sichere Laufbahn als angehende Finanzbeamtin verließ. Ich wollte mich von den Erwartungen anderer lösen und das finden, das mich glücklich macht. Ich wusste, dass ich kreativ arbeiten werde. Bis zur Malerei hat es dann noch ein bisschen gedauert. In einer Lebensumbruchphase kam ich vom Goldschmieden und dem Schmuckdesign zum Malen. Es stellten sich bereits mit den ersten Bildern Erfolge ein. Das hat mir natürlich Aufwind gegeben.

Welcher ist Ihr, noch lebender, Lieblingskünstler?

Ich finde es schwer, mich auf einen Künstler oder eine Künstlerin festzulegen. Für mich gibt es nicht den einen Lieblingskünstler, dazu ist Kunst zum Glück viel zu bunt und vielseitig. Aber ich bewundere zum Beispiel die Arbeiten, die Kraft und den Mut von Yayoi Kusama. Sie hat etwas Einzigartiges mit hohem Wiedererkennungswert geschaffen.


"Für mich ist Freiheit mit das höchste Gut und ich möchte Menschen dies in meiner Kunst spüren lassen."

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter hervorrufen?

Ich vermittle ein Gefühl der Freiheit und Weltoffenheit. Für mich ist Freiheit mit das höchste Gut und ich möchte Menschen dies in meiner Kunst spüren lassen.

Was ist die interessanteste Interpretation, die Sie von Ihrer Arbeit gehört haben?

Ich habe unterschiedlichste Interpretationen gehört und das ist ja das Tolle. Es ist wunderbar, wenn Menschen ihren eigenen Blick auf ein Werk finden. Ein Ausstellungsbesucher sagte über ein Bild meiner Serie „Night Glow“, es vermittele ihm das Gefühl den Urknall noch mal mitzuerleben. Das fand ich klasse. Ein Kunde bemerkte, dass eine meiner Stadtschluchten für ihn die perfekte Symbiose aus Hamburg und New York sei. Wir spannen den Gedanken dann weiter. Was wäre, wenn man diese beiden Städte matchen würde? Das war ein sehr spannendes Gespräch.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für Ihre Arbeiten?

Ich lasse mich von meiner Umwelt inspirieren. Meine City- und Seascapes haben einen realen Ursprung. Ich entdecke und erkunde Städte und Landschaften. Wenn man ganz genau hinsieht, entdeckt man auch an vertrauten Ecken Neues und Unerwartetes. Ich reise gerne, entdecke aber auch Hamburg immer wieder neu. Ich schaue mir genau die Struktur und Architektur von Gebäuden an, ihre Farben. Stundenlang kann ich am Meer sitzen und einfach zuhören und auf den Horizont schauen. Ich liebe die Atmosphäre von Häfen. Da kommen mir Ideen. Ich versuche immer den Puls eines Ortes zu spüren und seine Besonderheit und Einzigartigkeit festzuhalten.
 

Was ist das beste daran Künstler zu sein?

Für mich ist Kunst ein Kreislauf der Freude. Es ist ein Geschenk mit dem, was mir Freude bereitet, Geld zu verdienen. Und umgekehrt finde ich es immer wieder schön, wenn ich jemandem mit einem Kunstwerk Freude schenke. Eine Kundin sagte mir neulich, mein Bild sei Liebe auf den ersten Blick gewesen und hätte ihr den Einstieg in einen neuen Job erleichtert. Bei sowas hüpft mein Herz.   

Können Sie Ihre Techniken und Ihren künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?

Spachtel sind meine Pinsel. Im Laufe der Jahre habe ich meine Spachteltechnik immer weiter ausgebaut. Ich ergänze sie durch andere Techniken wie zum Beispiel Spray Paints oder Collageelemente. Gerne probiere ich Neues aus wie Maulbeerrinde, die in der Floristik Einsatz findet. Durch meine Technik entstehen gegenständliche Werke, die aber nicht naturalistisch sind. Ich kombiniere gerne mit abstrakten Elementen und deute Gebäude nur an. Mit dem Spachtel kann ich feinste Linien und Strukturen herausarbeiten. Genau diese Zwischenwelten aus Gegenständlichkeit und Abstraktion und die darin liegende Offenheit machen das besondere Flair meiner Arbeiten aus. Ich recherchiere für ein Motiv oft lange. Ich laufe Wege ab, fotografiere, skizziere, präge mir Gesehenes ein, nehme eine Stimmung mit. Ich entdecke einen Ort aus verschiedenen Blickwinkeln. Und wenn ich dann ein Motiv gefunden habe, das ich malen möchte, hält mich nichts mehr. Gerne male ich dann direkt vor Ort draußen. 

South Street Seaport, 70x50 cm

Was war Ihr überraschendster Moment Ihrer bisherigen Kunstkarriere?

Kurz nachdem ich das allererste Mal Arbeiten öffentlich gezeigt hatte, gewann ich einen Publikumspreis zum Thema Wasser. Damit hatte ich nicht gerechnet. Mich haben bei der Preisverleihung und danach viele Menschen angesprochen und mir erklärt, warum sie für meine Werk „Ankern“ gestimmt haben. Das hat mich tief berührt. Das Werk ist bis heute unverkäuflich, auch wenn ich verschiedene Kaufanfragen und sogar Gebote hatte.

Welche Anschauung haben Sie auf unsere Welt und ihre Gesellschaft?

Ich glaube an die Eigenverantwortung. Wir haben nicht auf alle äußeren Bedingungen Einfluss, aber wir haben absolute Hoheit über unsere innere Haltung. Den Einfluss auf die eigene Innenwelt gilt es zu nutzen. Ich finde, dass das nicht immer leicht ist. Aber letztendlich kann ich mir nur selbst Stabilität geben oder Grenzen setzen, um mehr Leichtigkeit ins Leben zu holen. Das kann niemand für mich tun. Ich versuche meine Möglichkeiten bewusst zu nutzen, auszuwählen aus Optionen und so meine Spielräume – und damit meine innere Freiheit – zu vergrößern. Das möchte ich mit meiner Kunst weitergeben. 

Es geht dabei um aktive Lebensgestaltung. Zufriedenheit und Erfüllung muss ich selbst ins Leben holen. Ich muss mich auf den Weg machen. Nicht umsonst finden sich Wege, Perspektiven und Horizonte in meinen Arbeiten. Wenn ich zufrieden bin, gibt es weniger Konflikte und das führt zu einem harmonischeren Miteinander mit den Menschen um mich herum. Diese Energie lässt sich positiv zum Beispiel für Verständigung nutzen.

Dream Big, 100x100 cm

Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?

Ich bin eine Planerin. Ich studiere mein Motiv, bevor ich daran arbeite. Im Schaffensprozess entsteht aber eine eigene Dynamik. Ich überlasse mich dann dem Unerwarteten und erlebe dabei völlige Freiheit. Intuitiv kommt ein Element zum nächsten. Ich bin dann ganz bei mir, ganz im Flow. Magisch…

City Calling No 1, 70x70 cm


Was sind Ihre nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen. Wo kann man Sie und Ihre Kunst zeitnah sehen? 

Ich kooperiere derzeit mit dem Innenraumausstatter KOCH – DIE RAUMHANDWERKEREI in Bad Oldesloe in der Nähe von Hamburg. Dort ist meine Ausstellung „Stadt & Wasser – Lebendige Harmonie“ zu sehen. Wir haben gerade eine fantastische Vernissage erlebt. Eine Galerieausstellung ist in Planung. Zu Weihnachten wird es zudem Pop-up-Events in Kooperation mit anderen Künstlerinnen und Künstlern in Hamburg geben.

Kaufanfragen und weitere Informationen zu Nina Groth unter:

www.ninagroth.com

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