Aus Schmerz und Selbstsuche erschafft Carina Kastenhuber kraftvolle, spirituell aufgeladene Kunst. Mit präzisen Details, goldenen Akzenten und surrealen Elementen verwandelt sie Emotionen in visuelle Heilungsprozesse. Ihre Werke sind mehr als Ästhetik – sie sind Portale zur Selbstreflexion, Transformation und zur Entfaltung innerer Stärke.

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Wann wussten Sie, dass Sie Künstlerin werden wollen?

Einen klaren und konkreten Moment gab es nicht – es war ein langer Prozess mit vielen Umwegen, Zweifeln und entscheidenden Begegnungen. Schon als Kind habe ich gerne gemalt, aber ich hätte nie gedacht, dass daraus einmal mein Beruf – oder schöner gesagt – meine Berufung werden könnte. Es waren rückblickend betrachtet äußere Impulse, die mich immer wieder in diese Richtung geschubst haben: eine Lehrerin, die mich in den Kunst-Leistungskurs drängte, eine Schlüsselbegegnung, die mir klar verdeutlichte, dass das Wirtschaftsstudium nicht mein Weg ist, immer wieder ermutigende Worte zu meiner Kunst. Schließlich habe ich Kunstpädagogik studiert und in Erfahrungen der Kunsttherapie zum ersten Mal selbst gespürt, welches Potenzial wirklich in mir und in meiner Kunst steckt – das war ein Wendepunkt, der bis heute mein Arbeiten mitprägt. Und trotzdem hat mein Ja zu mir als Künstlerin noch einige Jahre gedauert, da mich auf diesem Weg immer wiederkehrende, starke Selbstzweifel begleitet haben. In den letzten 5 Jahren spürte ich aber zunehmend, dass ich nicht länger weglaufen kann. Immer stärkere körperliche und seelische Symptome haben mir das klar signalisiert und mich förmlich gezwungen jetzt wirklich genau hinzusehen: Was will ich und was erfüllt mich wirklich? Die Antwort lautete: Die Kunst, die Malerei. 2023 konnte ich mir das zum ersten Mal bewusst eingestehen. Ich erlaubte mir Künstlerin zu sein. Seitdem richte ich mein Leben danach aus – mit einem spirituellen Ansatz, denn Spiritualität spielt in meinem Leben auch eine große Rolle. Die Kunst ist mein Sprachrohr, mein Medium, meine Art mich auszudrücken und ein Werkzeug für Heilung, Transformation und Rückverbindung. Ich spüre, dass genau dieser Weg und dieser Prozess nötig war, damit ich heute dieses so essentielle Thema so in die Welt bringen kann.

„Alles, was wir im Außen wahrnehmen, weist auf etwas in uns selbst hin – auch, wenn wir es manchmal nicht wahrhaben wollen.“

Welcher lebende Künstler inspiriert Sie besonders?

Es gibt für mich nicht den einen Künstler. Viel Inspiration finde ich aktuell eher bei Vertreter*innen des 20. Jahrhunderts – besonders im Surrealismus und Expressionismus: Salvador Dalí, Frida Kahlo, Maria Lassnig, Francis Bacon. Jeder von ihnen hat etwas, das mich bewegt: Dalís surrealistische Bildsprache und dessen Abstrusität, die er in einer unglaublich malerischen Eleganz und Perfektion darstellt, Lassnigs entartete, farbgewaltige Selbstbilder, Bacons rohe, fleischliche Körperlichkeit, und Frida Kahlos biografische Tiefe. Sie alle zeigen innere Wahrheiten – manchmal absurd, manchmal schmerzhaft – und genau das fasziniert mich. Das Spiel mit dem Abstrusen ist tatsächlich auch ein Teil meiner eigenen Arbeit. Ich nutze hierfür unter anderem surrealistische Elemente, um defizitäre Zustände sichtbar zu machen, verdrängte Themen ans Licht zu holen und einen provokativen Erkenntnisgewinn zu erzielen. Für meine Arbeiten, die auf positive Ausrichtung und lichtvollere Unterstützung ausgelegt sind, wähle ich allerdings harmonischere Motive.

Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter auslösen?

Ich will nicht DAS EINE Gefühl hervorrufen. Mein Thema ist die Seelenmetamorphose – die transformative Reise zurück zur eigenen Essenz. Mit meiner Arbeit möchte ich Menschen ermutigen, diesen Weg zu gehen und sie in ihrer Bewusstseinsarbeit, Heilung und Transformation durch Impulse unterstützen. Warum? Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schmerzhaft es ist, sich selbst zu verlieren und wie sehr es das eigene Leben und zwangsläufig auch die Gesundheit ab einem bestimmten Punkt beeinträchtigen kann. Umso klarer wurde mir, wie wichtig es ist, zurück zu sich selbst zu finden: sich zu erkennen, alte Themen zu heilen, Selbstliebe zu entwickeln, Freude, Liebe und Herzenswünsche zu leben und den Mut zu haben, authentisch zu sein und vor allem sich selbst zu verwirklichen. So entsteht für mich auch ein erfülltes, glückliches Leben. Meine Kunst darf also alle Gefühle hervorrufen, die diesem inneren Wandlungsprozess und dieser Transformation hin zu sich selbst, dienlich sind.

„Während meines Schaffensprozesses bin ich mit Energien verbunden, die in meine Bilder einfließen.“

Was war die ungewöhnlichste Interpretation Ihrer Kunst?

Der ungewöhnlichste Moment, der mir sofort einfällt, war eher ein Aha-Erlebnis, das meine Arbeit nachhaltig geprägt hat. Vor zwei Jahren erhielt ich bei einer Münchner Ausstellung Rückmeldungen zu meinen Serien „Awakening Within“ und „Breaking Out“, die mich zunächst tief erschütterten. Dazu muss man wissen, dass ich damals einen radikalen Ansatz verfolgte: Ich wollte die Betrachter provokativ konfrontieren und dadurch verdrängte, unbequeme Aspekte ihres Innenlebens ins Licht rücken. Zuerst hat mich das Feedback getroffen, denn in jedes Werk fließt meine größte Hingabe und Präzision. Doch dann kam dieser Aha-Moment: „Genau das habe ich ja erreichen wollen!“ Mir wurde klar, dass meine Kunst meiner Intention entsprechend wirkt! Dies Rückmeldungen, verbunden mit meinem eigenen Transformationsprozess, führten zu einer Weiterentwicklung meiner Kunst. Heute nutze ich sie, um den Veränderungsprozess auch positiv zu unterstützen. Meine Kunst widmet sich nun ganzheitlich dem Transformationsprozess, der einfach Licht und Dunkel mit sich bringt. Im Dunkel wächst der Samen für Transformation und das Licht unterstützt dabei, aus dem Samen eine wundervoll blühende Pflanze entstehen zu lassen.

Woher nehmen Sie Ihre Inspiration?

Aus meinem eigenen Leben, inneren Wandlungsprozessen, Erkenntnissen und der Auseinandersetzung mit spirituellen und psychologischen Themen.

Krafttier Hirsch, 100 cm x 100 cm x 3,5 cm

Was ist das Schönste daran, Künstlerin zu sein?

Oh, das kann ich beim besten Willen nicht auf einen Aspekt eingrenzen! Ich liebe es, meine Berufung zu leben und damit dienlich sein zu können. Mit meiner Kunst und dem, was ich vermitteln möchte, kann ich wirklich etwas beitragen – das bekomme ich so oft gespiegelt. Besonders faszinierend ist auch der Moment, wenn eine Idee oder ein Konzept in meinem Kopf heranwächst, die ersten Entwürfe entstehen und der erste Pinselstrich auf der Leinwand fällt – die geistige Idee beginnt, Materie zu werden. Ich liebe es, wenn Menschen vor meinen Werken – völlig gleich ob Kunstwerke oder Auftragswerke – stehen und man spürt, dass sie emotional tief berührt sind, sie sich vollkommen identifizieren können oder einfach nur pure Freude und Dankbarkeit in ihren Gesichtern sichtbar wird. Ein weiterer, wunderbarer Aspekt ist die grenzenlose Freiheit auf der Leinwand. Unsichtbares kann sichtbar werden, alles Unvorstellbare kann zusammengebracht und Realität neu erschaffen werden. Kunst zeigt: Alles ist möglich.

Wie sieht Ihr künstlerischer Schaffensprozess aus?

Meine Inspiration entsteht oft aus Erkenntnissen oder durch psychologische und spirituelle Impulse. Dabei tauchen innere Bilder auf, die ich zuerst skizziere oder digital festhalte, bevor ich auf die Leinwand gehe. Ich arbeite überwiegend mit Acryl, zunehmend auch mit Öl. Meine Malerei orientiert sich am Realismus, den ich mit zum Teil mit surrealen Elementen abstrahiere, um symbolische Tiefe zu erzeugen. Energie, Ästhetik, Feinheit und Präzision sind zentrale Bestandteile meines künstlerischen Ausdrucks. Eine besondere Rolle spielt die Farbe Gold: Sie steht für Transformation, Heilung und die Rückbindung an universelle, göttliche Kräfte. Um den Fokus auf Motiv und Aussage zu lenken, halte ich die Hintergründe meist bewusst reduziert. Zentrale Motive meiner Arbeiten sind aktuell Frauen, Tiere und Porträts. Gesichter deshalb, weil sie eine erste, starke visuelle Identifikation ermöglichen. Mit der Frau als Motiv möchte ich weibliche Qualitäten wie Intuition, Hingabe, Weichheit, Empfangen und Vertrauen wieder sichtbarer machen – Eigenschaften, die in unserer Leistungsgesellschaft stark verdrängt wurden. Tiere erscheinen in meinen Bildern eher im spirituellen Kontext, beispielsweise als Krafttiere. Während meines Schaffensprozesses bin ich mit Energien verbunden, die in meine Bilder einfließen. Jedes Werk trägt somit auch eigene Frequenzen. Dadurch wirken meine Arbeiten auf mehreren Ebenen – ästhetisch, symbolisch und energetisch.

Layers, 100 cm x 70 cm

Was war Ihr überraschendster Moment in Ihrer bisherigen Kunstlaufbahn?

Dass mich meine eigene Kunst selbst getroffen und völlig kalt erwischt hat. Meine Intention ist ja unter anderem, Menschen zu konfrontieren, damit sie sich ihren verdrängten Aspekten stellen. Bei einem meiner Werke auf einer Ausstellung hat es mich selbst plötzlich kalt erwischt. Eine Betrachterin erzählte mir, was sie in meinem Werk wahrnimmt, und plötzlich spürte ich einen Stich – mir stiegen wirklich die Tränen in die Augen. Offenbar hatte ich einen unbewussten Aspekt in das Werk eingearbeitet, ohne es zu merken, und sie spiegelte ihn mir auf unerwartete Weise wider. Was für eine Wachstumschance! Ich wurde durch mein eigenes Kunstwerk auf eine schmerzhafte Dysbalance in mir aufmerksam gemacht. Wow! Ich bin immer wieder fasziniert davon, was Kunst bewirken kann.

Wie sehen Sie unsere Welt und Gesellschaft?

Für mich ist die Welt ein Spiegel – individuell wie kollektiv. Sie ist der sichtbar gewordene Schauplatz unserer Innenwelt, sei es im unmittelbaren Umfeld oder im globalen Geschehen. Alles, was wir im Außen wahrnehmen, weist auf etwas in uns selbst hin – auch, wenn wir es manchmal nicht wahrhaben wollen. Wir sind Resonanzkörper und ziehen das an, was wir an Schwingung aussenden. Wir sind wie ein Radiosender, der nur die Frequenzen empfangen kann, auf die er eingestellt ist. Tragen wir Unfrieden in uns, spiegeln uns Situationen im Außen diese Schwingung, und sie verstärkt sich im kollektiven Feld. Ändern wir unsere Frequenz, verändert sich auch die Resonanz im Außen, denn alles unterliegt geistigen Gesetzen. Deshalb sind innere Heilung, die Arbeit an Glaubenssätzen, eine positive Ausrichtung und die Verbindung zu uns selbst so wichtig. Leben wir Freude, Liebe und inneren Frieden, senden wir diese Schwingung aus und tragen gleichzeitig dazu bei, das kollektive Feld dahingehend zu stärken. So fördern wir also nicht nur unser eigenes Wohl, sondern auch das Wohl des Ganzen.

„Ich akzeptiere mich in all meinem Sein und erkenne somit mein grenzenloses Potential“, 60 cm x 70 cm

Welcher Moment im kreativen Prozess ist Ihr liebster?

Jeder Moment hat seinen Zauber. Wenn zu einer Idee das erste Bild im Kopf entsteht und sich eine Vision formt. Wenn der finale Entwurf auf die Leinwand übertragen wird und diese geistige Idee mit Farbe zum Leben erwacht. Besonders schön ist auch der Augenblick, in dem das Werk fertig ist – wenn Motiv, Farbigkeit, Komposition, Umsetzung und Schwingung so zusammenkommen, dass die Vision getroffen ist und die Bildaussage so wirkt, wie beabsichtigt.

Welche Projekte stehen als Nächstes an? Wo kann man Ihre Kunst erleben?

Aktuell arbeite ich an zwei neuen Serien, die sich weiterhin dem Thema Seelenmetamorphose widmen. Zudem stehen noch einige Auftragsarbeiten an. Für 2026 plane ich vorerst Ausstellungen in München, der Region, am Bodensee und in Italien, sowie eine Teilnahme an einer Kunstmesse. Gerne kann man mich auch in meinem Atelier besuchen und meine Werke dort besichtigen.

Weitere Informationen und aktuell verfügbare Werke unter:

www.carina-kastenhuber.de

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